„Einsatzbefehl für die FF Preding: Forstunfall! Eine schwer verletzte Person unter Holzstämmen eingeklemmt.“ Zwar war es nur ein Übungsszenario, das die Kameradinnen und Kameraden am Donnerstagabend erwartete. Trotzdem fuhren die insgesamt 14 Übungsteilnehmer:innen mit Respekt zum vorbereiteten „Einsatzort“ in einem Waldstück, denn die Wahrscheinlichkeit, zu so einem Einsatz gerufen zu werden, ist hoch. Erst in der vergangenen Woche musste ein junger Mann nach einem Forstunfall in Eibiswald von den Einsatzkräften schwer verletzt gerettet werden.
Am Einsatzort angekommen, zeigte sich sogleich, dass die Situation durchaus fordernd wird: Während eine Übungspuppe als schwer verletzte Person mit wahrscheinlich mehreren Rippen-, einem offenen Unterschenkelbruch sowie weiteren Verletzungen unter in sich verkeilten Baumstämmen lag, bereitete den übenden Feuerwehrleuten eine zweite Person – nämlich der völlig aufgebrachte „Arbeitskollege“ des Verunfallten – einen lautstarken Empfang: Schon unmittelbar nach dem Eintreffen hörte man die Schreie des Mannes aus dem Wald, bald stürmte er heran und setzte die Feuerwehr unter Druck: Zu langsam, zu wenige, nicht herumstehen, sofort hin zu seinem Kollegen!
In dieser Situation galt es zunächst, Ruhe zu bewahren. Nach der Erkundung durch Einsatzleiter OLM Michael Preissl und den frisch gebackenen – weil gerade erst dafür ausgebildeten – Gruppenkommandanten OFM Klaus Hanl wurde die verletzte Person auf Anweisung der beiden Kommandanten von Sanitätern betreut, während der Rest der Mannschaft für die Beleuchtung der Unfallstelle mitten im Wald und das Heranbringen der benötigten Ausrüstung verantwortlich war.
Währenddessen setzte der „Arbeitskollege“ – beinahe oskarreif gespielt vom Waldbesitzer und Kommandanten der FF Preding, HBI Fritz Sundl – die Feuerwehrleute verbal unter Druck, lief immer wieder mitten durch die Reihen und versuchte, am Unfallort Unruhe zu stiften. Die Einsatzleiter stellten sofort einen Mann dafür ab, den „Arbeitskollegen“ unter Kontrolle zu bringen, was für eine Person allein kaum machbar war. Erst nach einigen Ablenkungsmanövern und der Mithilfe mehrerer Kameraden ließ sich der Arbeitskollege vom unmittelbaren Einsatzort weglocken.
Inzwischen waren die restlichen Feuerwehrleute damit beschäftigt, die verkeilten Bäume zu lösen und zu heben. Dies geschah unter Einsatz von Motorsägen und Hebekissen, sodass nach ca. 30 Minuten die verletzte Person endlich erstversorgt und danach mittels Spineboard gerettet werden konnte.
Der besagte „Arbeitskollege“ wiederum sorgte währenddessen für einen neuen Höhepunkt und rannte plötzlich in den Wald, wo er von einer Gruppe von Feuerwehrleuten gesucht werden musste. Dass dies in einem Schockzustand kein unrealistisches Verhalten ist, musste die FF Preding erst kürzlich bei einem Verkehrsunfall selbst erleben, als damals eine am Unfall beteiligte Person plötzlich und ohne Vorwarnung vom Einsatzort flüchtete und in ein Feld rannte.
Nachdem der Arbeitskollege dann aber wieder gefunden und die benötigten Gerätschaften wieder aus dem Wald gebracht waren, folgte eine ausführliche Nachbesprechung. Die Übungsleiter – es waren dies LM d.F. Martin Sundl, LM d.F. Fabian Waltl und OBI d.F. René Wernegg – zeigten sich über die gute Kommunikation und Zusammenarbeit der einzelnen Kameradinnen und Kameraden hocherfreut, was ein Zeichen für großes Vertrauen und viel Erfahrung innerhalb der Mannschaft der FF Preding ist. Auch durch die zusätzliche Störung des „Arbeitskollegen“ ließen sich die Feuerwehrleute nicht aus der Ruhe bringen.
Nach rund 90 Minuten Übungsdauer rückten die Kameradinnen und Kameraden schließlich gegen 20.30 Uhr wieder ins Rüsthaus ein, um in der Folge noch Wartungsarbeiten am eingesetzten Gerät vorzunehmen. Beim anschließenden Besprechungsbier wurde die Übung durchwegs gelobt: Ein gutes, schwieriges und leider auch wahrscheinliches Szenario war hervorragend vorbereitet, bei der unmittelbaren Übung rasch und koordiniert abgearbeitet und trotz zusätzlicher Faktoren bestens gemeistert worden!